Ostern in der Hospitalkirche Wetzlar

Heute berichte ich aus meiner neuen Heimat Wetzlar im Lahn-Dill-Kreis (Mittelhessen). Am Ostermontag öffneten sich die Türen der Hospitalkirche zum Kantatengottesdienst mit Johann Sebastian Bachs Christ lag in Todesbanden (BWV 4). Beschwingt durch die Worte und Klänge habe ich im Anschluss ein paar Stimmungsbilder des Innenraums festgehalten.

 

Im Lahntal gelegen

Die malerische Hospitalkirche steht an der Langgasse. Direkt daneben führt die steinerne Alte Lahnbrücke über den Fluss zur Altstadt, die durch zahlreiche Fachwerkbauten bestimmt wird. Wenn ich an der Lahn spazieren gehe, fällt mir das zartgelbe Gebäude mit seinem schieferbedeckten Glockenturm gern ins Auge. Im Mittelalter lag dieses Gebiet außerhalb der Stadtmauer in der damaligen Vorstadt: 1262 wurde erstmals das Hospital zum Heiligen Geist mit einer angeschlossenen Kapelle erwähnt. Von der Lage in Flussnähe versprachen sich die Menschen heilsame Wirkung. Die Einrichtung wurde als Stiftung der Bürgerschaft geführt und bot Armen sowie reisenden Pilgern eine Herberge. Im Laufe der Zeit gab es verschiedene Kirchengebäude an diesem Ort.

 

 

Rokoko in Mittelhessen

Mitte des 18. Jahrhunderts wurde das heutige Kirchenhaus erbaut. Typisch für diese Zeit war der damals in Zentraleuropa vorherrschende Rokoko-Stil mit seinen verspielten Ornamenten und den zarten Pastelltönen. Himmelblaue und lindgrüne Bemalungen prägen den Innenraum, der im Vergleich zum Wetzlarer Dom sehr hell wirkt. Diese luftige Wirkung wird durch die farblosen Fenster unterstützt. Sie lassen das Licht ungefärbt einfallen und bringen die goldenen Zierelemente zum Strahlen.

 

Bauliche Besonderheit: Predigtkirche

Architektonisch – und theologisch – interessant ist die Bauform der evangelisch-lutherischen Predigtkirche. Der reich verzierte Altar befindet sich auf der Mittelachse des Kirchenraumes, direkt über dem Altar. Darüber thront die mit Engeln geschmückte Orgel. Diese Anordnung nimmt Bezug auf die Reformation: Sie betont die Auslegung und Verkündigung des Wortes Gottes, indem sie die Kanzel auf eine Ebene mit dem Altar setzt, wo das Abendmahl gefeiert wird.

 

Die Hospitalkirche ist an jedem ersten und dritten Samstag im Monat geöffnet. Ein Besuch lohnt sich – zur stillen Einkehr sowie zum Bestaunen der Architektur und der Rokoko-Ausstellung.

 
 

Diese Reportage habe ich mit der Leica TL und dem Summilux-TL 1:1,4/35 mm ASPH fotografiert.

 

Quellen:

Webseite der Stadt Wetzlar

Oda Peter und Siegfried Meier (2014): Die Wetzlarer Hospitalkirche zum Heiligen Geist. Kirchenführer, herausgegeben von der Evangelischen Kirchengemeinde Wetzlar

 
CHRISTINA SIMON

Expertin für strategische Kommunikation, Reportagefotografin, Illustratorin — mit Sinn für das Besondere.

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Ein Ausflug in die Alpenstadt Annecy mit der Leica TL

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